Texte: Blaise Cendrars, Matis Hönig
Töne: Pierre Cleitman
Tableau: Marc Chagall
Marc Chagalls Bild mit dem Titel »Moi et le Village« (Ich und das Dorf), ein Ölgemälde aus dem Jahre 1911, stand Pate für das Schauspiel von Matis Hönig. Das Leben um die Jahrhundertwende in Galizien, Schmelztiegel verschiedenster Völker, Geburtsstätte des Chassidismus und Schauplatz verheerender Pogrome.
1887 erblickte Marc Chagall in Witebsk das Licht der Welt. Wie sich in Chagalls Bild die bruchstückhaften Erinnerungen an seine Heimatstadt zu einem bildhaften Ganzen formen, so werden sie in der dramatischen Bearbeitung zu einem Ganzen zusammengesetzt. Der Autor Matis Hönig zeigt mosaikhaft Situationen aus dem Leben des Künstlers zwischen 1887 und 1910, die im Spiel noch einmal vorgelebt werden. Freud und Leid als unzertrennliches Lebenspaar. Bilder und Klänge des jüdischen Milieus zeigen die Gefühls- und Vorstellungswelten, in die Chagalls Kunst tief verwurzelt ist. Die szenische Improvisation porträtiert den Künstler als Träumer und Suchenden zugleich.
Im August 1910 verließ Marc Chagall seine heimatliche Umgebung und reiste nach Paris. Seine Ankunft in Paris, am Gare de l Est, wird zum Schauplatz einer ersten Begegnung in der Fremde. Ein Mann taucht auf, wird zur Haltestelle, ein Mittler zweier Welten, der Schweizer Schriftsteller Blaise Cendrars. Der Sprachgestalter und der Bildgestalter weben einen Teppich der Erinnerungen an vergangene Zeiten und der Begegnung mit der Lebensart der künstlerischen Avantgarde der neuen Welt.
In der Inszenierung von Miriam Goldschmidt erlebt das musikalische Schauspiel eine Dichte, in der Form und Klang zu den wesentlichen Bezugspunkten werden. Pierre Cleitman und Matis Hönig vermögen aufzuzeigen, wie man auf völlig andere Art und Weise ein Bild betrachten und ausdeuten kann durch tätige Anschauung wird ein Chagall von der Wand geholt.
Im Anschluss an das musikalische Schauspiel laden wir zu einem gemeinsamen Frühstück in der Walkmühle.